Radiolegende Fritz Egner kehrt nach Bayreuth zurück: Am 24. Januar erzählt er beim Leselust-Festival im ZENTRUM von Begegnungen, Musikmomenten und 50 Jahren Radiogeschichte – humorvoll, persönlich und nah dran am Publikum. Andi Bär hat ihn vorab zum Interview gebeten.
bayreuth4U: Fritz, viele kennen dich heute als Stimme ihrer Jugend. Aber wie hat dieser Weg überhaupt begonnen?
Fritz Egner: Ich glaube, das fing alles damit an, dass ich ein schlechter Schüler war (lacht). Wenn ich ein guter gewesen wäre, wäre meine Lebensplanung sicher anders gelaufen. Musik hatte mich mein Leben lang begleitet, und ich hatte den Drang, etwas damit zu machen. Radiomoderator zu werden war tatsächlich mein Berufswunsch – völlig aussichtslos damals. Ich hatte weder die Befähigung noch irgendwelche Kontakte. Das war eine reine Träumerei. Dass es am Ende doch geklappt hat, zeigt mir, dass man Dinge erreichen kann, wenn man sie unbedingt will. Das habe ich später auch oft in Biografien gelesen: Leute haben das erlebt, was sie erleben wollten.
bayreuth4U: Wie kam es dann zu deinem Einstieg bei AFN?
Fritz Egner: Eigentlich ganz unbedarft. Ich habe AFN dauernd gehört, kannte jede Sendeminute. Eines Tages sagte der DJ, dass sie dringend einen Studiotechniker suchen. Also bin ich hin – ohne Ahnung von Radiostudios oder amerikanischer Technologie. Ich wollte eigentlich nur so tun, als würde ich mich interessieren, um mal reinzuschauen. Dann wurde ein Billardtisch reingetragen, ich habe mit angepackt, mir den kleinen Finger eingezwickt, wurde verarztet – und plötzlich war ich im Gespräch. Die merkten natürlich sofort, dass ich das Programm in- und auswendig kannte. Dann fragten sie, ob ich nur hilfsbereit sei oder ob es noch einen anderen Grund gäbe. Und da habe ich im Anflug von Hochstapelei gesagt, dass ich mich für den Job interessiere. Ich wusste ja selbst nicht, ob ich nicht sofort auffliege. Die drei Monate Probezeit wollte ich irgendwie überstehen, nur um dabei gewesen zu sein. Am Ende wurden fünf Jahre daraus. Ich habe mich reingefuchst, englische Fachbücher gekauft. Und es gab Leute, die mir geholfen haben. Der Drang ans Mikro war natürlich da – und das haben die gespürt. Bald durfte ich Wetter und Verkehr machen, irgendwann sogar eine eigene Musiksendung. Da war ich im Himmel und dachte, dass ich dort mein Leben verbringe. Aber es kam anders.
bayreuth4U: Bei Bayern 3 ging es dann richtig los.
Fritz Egner: Total. Wenn ich an die Bayern-3-Zeit denke: Walter Schmich hatte die Idee, die bewährten Moderatoren sukzessive zu Bayern 1 zu schicken, damit die nachkommenden Hörer zu Bayern 3 wechseln. Das hat erstaunlich gut funktioniert, auch wenn es nicht ohne Widerstand ablief. Vor meiner Sendung lief manchmal noch eine Stunde volkstümliche Musik – der Kulturbruch war hart.
bayreuth4U: Die Arbeit mit Gottschalk und Jauch – Bürde oder Ehre?
Fritz Egner: Ganz klar eine Ehre. Wir drei haben uns nie etwas weggenommen. Thomas war der Entertainer, der Sachen kann, die ich nie könnte. Ich war der lockerere Journalist. Und Günther war nie musikaffin, dafür der klassische Journalist. Wir hatten keinerlei Überschneidungen und keinen Neid.
bayreuth4U: Wer waren deine Mentoren?
Fritz Egner: Da gab es zwei, drei wichtige Menschen: Thomas natürlich, Jürgen Herrmann – und ganz wesentlich Walter Schmich. Er hat im Hintergrund viele Entscheidungen mitgetragen und Entwicklungen ermöglicht.
bayreuth4U: Du bist beim BR ziemlich überraschend gegangen. Ist da noch Groll?
Fritz Egner: Der Umgang war unglücklich. Wenn man mich fragt, wann ich aussteigen will, aber eigentlich schon ein Termin feststeht, dann fühle ich mich verarscht. Ich habe mich nie aufgedrängt. Ich habe gesagt: Ich mache Schluss, wenn ich es für richtig halte. Und das wird in einer der letzten halben Stunden meiner Sendung sein. So habe ich es angekündigt und so habe ich es gemacht. Beim Schwarzwaldradio habe ich jetzt wieder die komplette Freiheit. Und die Leidenschaft braucht es einfach.
bayreuth4U: Du hast unfassbar viele Interviews geführt. Was unterscheidet dich von Thomas?
Fritz Egner: Thomas war eher auf die populären Themen ausgerichtet. Ich mehr auf die alternativen. Wir haben beide Stevie Wonder interviewt. Aber bei James Brown hätte Thomas vermutlich gar nicht gewusst, was er ihn fragen soll. Dafür war er top bei den Bay City Rollers oder Status Quo. Wir haben uns dadurch einfach nie Konkurrenz gemacht.
bayreuth4U: Habt ihr euch jemals gegenseitig interviewt?
Fritz Egner: Thomas hat mich einmal öffentlich interviewt. Ich ihn nur für mein Buch. Aber ein richtiges Interview würde ich nie mit ihm machen. Ich kenne ihn zu gut – da wüsste ich jede Antwort vorher.
bayreuth4U: Welche Frage würdest du dir selbst stellen?
Fritz Egner: Woher ich die Energie genommen habe, alles so hinzukriegen. Ich glaube, das wäre nicht möglich gewesen, hätte ich in meiner Hauptzeit eine Familie gehabt. Ich war vollkommen frei und konnte meine Zeit einteilen.
bayreuth4U: Und das spannendste Interview?
Fritz Egner: Ich würde jemandem Unrecht tun, würde ich eine Person herausheben. Es gibt Menschen, die bleiben unheimlich in Erinnerung, weil sie eine ganz besondere Energie ausstrahlen und Charisma haben: Harry Belafonte, Stevie Wonder, James Brown, Mick Jagger. Und dann gibt es die, die im Gespräch langsam zum Kumpel werden, wie Rod Stewart. Vielleicht habe ich auch das Talent, das Eis zu brechen.
bayreuth4U: Was erwartet die Gäste bei deinem Auftritt in Bayreuth?
Fritz Egner: Geschichten über Begegnungen mit Menschen, die Talent, Charisma oder Bedeutung haben. Mein Privatleben ist normal – da gibt es keine Sensationen. Ich bringe Tonmaterial, Bilder und ein Video mit. Und erzähle natürlich auch vom Kulturbruch im Elternhaus: Die waren bei Peter Alexander, ich bei Little Richard. Da brannte die Luft. Am Ende lasse ich Fragen aus dem Publikum zu. Das ist wichtig für mich, weil ich da spüre, wie ich bei den Leuten ankomme. Im Radio fehlt der direkte Kontakt ja völlig.
bayreuth4U: Wir freuen uns auf den 24. Januar 2026 und auf deinen Auftritt beim Leselust-Festival im ZENTRUM!
Tickets gibt es unter www.leselust-festival.de


