Beyond the Black im Interview

Alle Jahre wieder wird beim Kulmbacher Plassenburg-Open-Air auch ordentlich gerockt – in diesem Jahr mit der saarländisch-fränkischen Symphonic-Metal-Combo Beyond the Black. Die Band um Sängerin Jennifer Haben, die am Tag vor dem Auftritt ihren 30. Geburtstag feiert, hat neues Songmaterial im Gepäck. Wir sprachen mit der charmanten Frontfrau über ihren Werdegang, Heimatverbundenheit und den ESC.

bayreuth4U: Hallo Jennifer! Schön dich zu hören. Lass uns gleich einmal auf den 17. Juli blicken: Ihr gastiert zum Tourauftakt auf der Kulmbacher Plassenburg. Kennst du die denn schon?

Jennifer Haben:  Nach ein paar Festivals ist das unsere erste europäische Headlinershow. Ich stand auf der Plassenburg vor einigen Jahren sogar schon vor der Bühne. Das Ambiente dort ist klasse. Wir werden da definitiv auch ein bisschen was an Showelementen im Gepäck haben.

bayreuth4U: Für dich selber dürfte der Gig ja sowieso ein besonderer werden. 

Jennifer: (lacht) Ja. Am Tag vorher habe ich ja meinen 30. Geburtstag. Mal schauen, ob ich den noch zuhause im Saarland feiere und dann abends zu euch komme oder ob ich sogar schon dort bin. Ich weiß es ganz ehrlich noch nicht genau. Das Konzert selber wird etwas Besonderes werden. Ich weiß von einigen Freunden, die da sein wollen, um mit mir nachzufeiern. Ich muss aber vorher noch ein paar Mal nach Oberfranken. Aber das ist ja keine Bürde. Da freue ich mich natürlich drauf.

bayreuth4U: Du bist ja quasi umgeben von lauter Franken. Bist du hier schon heimisch oder lebst du unter dem Motto „einmal Saarländerin, immer Saarländerin“?

Jennifer: Ich fühle mich überall wohl. Hier wie dort. Wenn ich mit Leuten rede, die den fränkischen Akzent kennen, stecken die mich erstmal dahin, weil ich ab und an Sachen raushaue, die definitiv nicht saarländisch, sondern fränkisch sind. Das finde ich ganz lustig. Das Saarländische habe ich mir eh relativ früh abgewöhnt.

bayreuth4U: Wie kam es  dazu, dass zwei Jahre nach der Bandgründung die Trennung von allen Bandmitgliedern kam und ausgerechnet drei Franken als Neue dazukamen – ein Bayreuther, ein Kronacher und ein Bamberger?

Jennifer: Das lief über einen Kumpel, der aus Oberfranken kommt. Hier gibt es mit den vielen Coverbands eine riesige Metal-Community. Und so kam der Kontakt. Und da bin ich echt froh drum, weil die Jungs glücklicherweise dageblieben sind.

bayreuth4U: Lass uns zurückblicken. Du bist sehr früh im Musikbusiness gelandet. 2014 Bandgründung, ein Jahr später gleich als Opener für Saxon, später mit Within Temptation, Aerosmith, Korn. Wenn du zurückschaust: Hast du deine Jugend vermisst, dass du einfach nicht mit Schulfreunden zusammensitzen konntest?

Jennifer: Ich habe ja immer schon Musik gemacht. Mit elf Jahren war ich zum ersten Mal im Fernsehen. Mit neun Jahren hatte ich meine erste Band. Ich hatte immer nur Musik und das auf-der-Bühne-Stehen im Kopf. Meine Eltern haben schon drauf geschaut, dass ich mich auch mit anderen zum Spielen treffe. Aber ich hätte am liebsten meine Woche vollgeballert mit Unterrichtsstunden und Instrumenten. Meine Jugend war grundsätzlich etwas anders. Ich bin auch nur selten auf Konzerte gegangen, weil ich die selber gespielt habe. Auch als ich damals studiert habe. Alle sagen, es sei die geilste Zeit. Aber ich hatte nie das typische Studentenleben, weil ich nebenbei Beyond the Black oder andere Projekte hatte. Auf der einen Seite ist es schade, aber am Ende war alles okay.

bayreuth4U: Während und nach Corona wart ihr zeitweise etwas seichter unterwegs. Das hat sich jetzt wieder etwas gedreht. Was taugt dir mehr? Das Langsame, bei dem du mit deiner Stimme brillieren kannst oder das Härtere mit richtig Power?

Jennifer: Du sagst es ganz schön. Das Ruhige, in dem die Stimme rauskommen kann, finde ich sensationell. Aber genauso super finde ich es, Härte und Stärke zu zeigen. All die Emotionen habe ich ja in mir. Genau deswegen finde ich es so toll, in einer Musikrichtung zu sein, in der ich  beides zeigen kann.

bayreuth4U: Was hörst du privat eigentlich?

Jennifer: Disney (lacht). Tatsächlich höre ich selbst sehr wenig und wenn dann nur, um meine Emotionen in irgendeine Richtung zu lenken. Disney ist so ein typisches Kindheitsding. Dann gibt es Filmmusik. Hans Zimmer zum Beispiel. Außerdem die Band Nothing but Thieves. Die höre ich, wenn ich inspiriert sein will. Ich weiß nicht warum, aber die kitzeln irgendwas in mir raus, dass ich dann auf irgendwas Bock habe – auf Schreiben zum Beispiel.

bayreuth4U: Was dürfen die Kulmbacher erwarten, wenn ihr auf die Bühne geht?

Jennifer: Hoffentlich gutes Wetter! Und wie gesagt, liebe ich die Location einfach. Da gibt es die komplette BTB-Power und ‘ne große Party – und natürlich vor allem eine After-Geburtstagsparty. Darauf können sich alle freuen.

bayreuth4U: Eure Freunde von Feuerschwanz waren dieses Jahr beim ESC-Vorentscheid dabei. Wann ist es bei euch so weit?

Jennifer: Gute Frage. Wir haben uns tatsächlich drüber unterhalten. Der ESC ist ja schon etwas Polarisierendes. Es ist die Frage, ob man als deutscher Act krasse Chancen hat. Und dann brauchst du natürlich den perfekten Song dafür. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, dass wir den haben. Würde man ihn schreiben, dann könnte ich mir es vorstellen. Auf Zwang aber eher nicht.

bayreuth4U: Liebe Jennifer, wir freuen uns auf deine nachträgliche Geburtstagsfeier in Kulmbach!

Jennifer: Die Freude ist meiner- und unsererseits! Das wird sicherlich ein schöner Abend. Die Leute dürfen sich auf viele Emotionen einstellen.

Das Interview führte Andi Bär. Tickets für das Konzert in Kulmbach gibt es unter www.plassenburgopenair.de. 

Foto: Jens the Panda

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