Suche
Close this search box.

Vorlesungen über Zoom, digitales Lernmaterial, umständliche Onlineprüfungen und Internetprobleme: Das ist dank Corona seit vielen Monaten an deutschen Unis Alltag. Wir haben mit zwei Studentinnen gesprochen, die gerade ihr erstes Online-Semester hinter sich haben: Leonie (19) und Svenja (19) studieren beide seit Oktober an der Uni Bayreuth und berichten uns von ihren
Erfahrungen.

bayreuth4U: Euer erstes Semester an der Uni fand komplett online statt. Wie kann man sich euren Uni-Alltag derzeit vorstellen? 

Svenja: Ich habe heute meine letzte Klausur geschrieben – davor hieß es immer von 8 bis 16 Uhr am PC sitzen und Vorlesungen gucken oder Übungen machen. 
Leonie: Ich bin auch schon mit den Klausuren durch und mache jetzt noch einen Englisch-Blockkurs. Als die Vorlesungen noch liefen, habe ich eigentlich immer von 10 bis 18 Uhr vor dem Laptop gesessen.

Leonie (19) aus Coburg
studiert Jura
Svenja (19) aus München
studiert BWL

bayreuth4U: Wie läuft so eine Online-Klausur ab?

Svenja: Wir arbeiten mit einem Programm namens „Wiseflow“, das leider oft überlastet und sehr langsam ist. Man kann entweder in einen Text-Editor schreiben oder man schreibt auf Papier, fotografiert das ab und lädt es hoch. Wir hatten auch ein paar Präsenz-Prüfungen, aber ich schreibe trotzdem lieber online, weil ich dann nicht immer extra nach Bayreuth muss.
Leonie: Meine Klausuren waren bis auf eine alle online mit Open Book – wir konnten also in alle Vorlesungsunterlagen schauen und auch googlen, wenn wir wollten. Dann mussten wir die Lösung im E-Learning hochladen oder als Mail schicken. 

bayreuth4U: Wie lief die Ersti-Woche ab? Konntet ihr auch andere Studis kennenlernen?

Svenja: Unsere wurde komplett abgesagt. Es gab einmal von der Uni so eine in drei oder vier Gruppen gestaffeltes Einführung aber das war eigentlich nur eine Erklärung zum Studiengang. Wir BWLer haben uns teilweise ein bisschen außerhalb organisiert. Im Dubliner haben gabs ganz am Anfang ein Event, bei dem man zu fünft an einem Tisch sitzen und miteinander reden konnte. Dadurch konnte ich ein paar Leute kennenlernen.
Leonie: Wir haben auch nur eine kleine Campus-Führung bekommen. Dann hatten wir noch einen Zoom-Abend, bei dem sich alle getroffen haben. Aber mit 25 Personen auf dem Bildschirm war das  etwas schwierig, und dann trifft man sich ja trotzdem nicht persönlich.

bayreuth4U: Wie seid ihr generell mit dem Online-Semester zurecht gekommen?

Svenja: Es kam immer auf den Professor oder die Professorin an. Manche von ihnen haben echt gute Materialien bereitgestellt, einige haben sogar eigene Lern-apps entwickelt, das war echt super. Aber es gab auch andere, die sich nicht so viel Mühe gegeben haben. Da war man darauf angewiesen immer wieder in die Bibliothek zu gehen oder die Bücher zu kaufen. 
Leonie: Bei uns war es auch von der Leitung abhängig. Wir haben eine Professorin, die das richtig gut gemacht hat und bei der auch die Technik funktioniert hat. Und bei manchen war’s irgendwie nicht so toll. Ich habe auch das Gefühl, dass man sich, wenn man online teilnimmt und die Kamera aus hat, nicht ganz so gut konzentriert wie in einem Hörsaal. Einmal hatte ich Probleme mit dem WLAN und habe dadurch eine ganze Vorlesung verpasst. Das wäre ohne Corona nicht passiert. 

bayreuth4U: Schafft ihr es denn, motiviert zu bleiben?

Svenja: Ich habe mir irgendwann einfach einen ganz normalen Stundenplan geschrieben, als würde ich in die Uni gehen und hab das dann so abgearbeitet. Das hat ganz gut funktioniert, aber es ist schon um einiges härter, wenn man keinen sozialen Austausch zwischen Vorlesungen hat.
Leonie: Gegen Ende zu den Klausuren war die Motivation schon da, weil das natürlich auch wichtig war. Aber mitten im Semester war es mitunter schwierig, motiviert zu bleiben. Es hat mir aber sehr geholfen, dass alle Veranstaltungen live stattfanden.

bayreuth4U: Wo wohnt ihr denn zur Zeit?

Svenja: Ich hab eigentlich eine Wohnung in Bayreuth, aber ich bin momentan nur alle zwei Wochenenden mal da, damit meine Pflanzen nicht sterben. Ansonsten bin ich meistens in München, weil nicht viele Leute, die ich schon kenne, aktuell in Bayreuth sind. 
Leonie: Ich bin aktuell in meiner Wohnung in Bayreuth, weil ich eine Freundin getroffen habe. Aber ansonsten bin ich fast immer in Coburg, weil ja sowieso alles online stattfindet.

bayreuth4U: Konntet ihr trotzdem schon ein bisschen was von Bayreuth sehen? 

Svenja: Ganz am Anfang, als die Beschränkungen noch nicht so streng waren, war ich in ein paar Bars und mittlerweile auch ein paar Mal in der Stadt joggen. Ich finde Bayreuth ist eine superschöne Stadt und freue mich, wenn es mal ein bisschen mehr Sozialleben gibt.
Leonie: Ich war mit Freundinnen in verschiedenen Parks und in der Innenstadt spazieren.

bayreuth4U: Gibt es etwas, das ihr im Studium speziell aus der Krisensituation gelernt habt und für die Zukunft mitnehmt?

Svenja: Sich selbst zu motivieren ist glaube ich eine Sache, die ich gelernt habe, dadurch dass ich jetzt viel mehr machen musste als es jetzt vielleicht im Präsenzunterricht der Fall gewesen wäre. Und ich habe gelernt, über andere Wege als Face to Face besser zu kommunizieren, dadurch dass man aktuell darauf angewiesen ist, um Leute kennenzulernen.
Leonie: Wir haben uns auch teilweise regelmäßig auf Zoom getroffen, einfach um Leute kennenzulernen. Im realen Leben hätten wir uns wahrscheinlich nicht in so großen Gruppen getroffen, man hat also schon ein paar mehr Leute kennengelernt, aber dafür nicht so gut wie sonst.

bayreuth4U: Habt ihr Verbesserungsvorschläge für das nächste Semester?

Svenja: Das trifft vielleicht nur auf BWL zu, aber mir hätten mehr Live-Veranstaltungen geholfen. Das ist glaube ich einfacher, weil man damit einen geregelten Tagesablauf hat und sich nicht komplett selbst mit Videos organisieren muss.
Leonie: Bei mir war ja alles live über Zoom, deswegen denke ich, dass die Veranstaltungen der Uni auch ohne Corona ähnlich gewesen wären. Ich finde, dass in meinem Studiengang ziemlich gut mit der aktuellen Situation umgegangen wird.