Der 42-jährige Schweizer Alain Frei zählt zu den erfolgreichsten Comedians in Deutschland. Als Grenzgänger zwischen beiden Nationen verhandelt er in seinen Programmen höchst amüsant kulturelle Konflikte, scheut aber auch vor ernsten Themen nicht zurück. Andi Bär sprach mit dem sympathischen Wahl-Kölner, der im Oktober gleich zweimal in der Region live zu erleben ist.
bayreuth4U: Hallo Alain! Schön, dich zu hören. Lass uns doch einfach mal mit einer Suggestivfrage starten. Hast du dich schon einmal darüber geärgert, deinen wunderbaren Nachnamen Rüetschli dem Künstlernamen Frei geopfert zu haben?
Alain Frei: Geärgert habe ich mich da nie. Ich habe ja einen Bezug dazu, da es der Geburtsname meiner Mutter ist. Und Rüetschli wäre echt hart zu googeln. Warum fragst du?
bayreuth4U: Vor einigen Jahren habe ich nach dir gegoogelt. Der erste Eintrag galt Alan Frei, dem Gründer des größten Schweizer Sex-Toy-Versands.
Alain Frei (lacht): Das stimmt. Das habe ich auch schon gehört. Wenn ich das gewusst hätte – aber er wird ja anders geschrieben als ich. Er hat sich tatsächlich vor einigen Jahren auch einmal bei mir gemeldet und wir haben privat geschrieben. Er fand es recht lustig. Von daher: Alles gut!
bayreuth4U: Du bist jetzt mehr als die Hälfte deines Lebens schon in Köln. Fühlst du dich eigentlich mehr als Schweizer oder mehr als Deutscher?
Alain Frei: Wenn ich recht überlege – stimmt, es ist wirklich schon mehr als die Hälfte. Ich habe halt damals jobtechnisch rübergemacht, bin hier steckengeblieben und tatsächlich mittlerweile etwas deutsch angehaucht. Die Schweiz kriegst du aber nicht komplett raus. Und inzwischen verstehe ich Deutschland und den Humor hier echt ganz gut. So ein bisschen bin ich zwischen den Ländern gefangen. Die Schweiz ist ein wenig fremd geworden, aber ich mache schon auch noch Schweizer Sachen (lacht). Was den Humor betrifft, ist die Kombination aber echt von Vorteil.
bayreuth4U: Apropos: War Alain Frei eigentlich schon zu Schulzeiten der Klassenkaspar oder kam das erst?
Alain Frei: Da habe ich, glaube ich, den typischen Werdegang eines Comedians genommen. Ich war schon immer so und auch ein bisschen Klassenclown.
bayreuth4U: Du bist längst weg von platten Witzen, widmest dich in deinen Programmen auch ernsten Themen und stehst durchaus für Pointen mit Tiefgang. Wie kam es zu der Entwicklung?
Alain Frei: Das hat, glaube ich, viel mit dem Charakter zu tun. Ich habe ja auch platte Witze im Programm. Aber egal, um welches Thema es geht – ein bisschen Niveau und Intellekt wollen die Leute doch auch. Und ich ebenfalls.
bayreuth4U: Gutes Stichwort. Du interagierst viel mit dem Publikum. Was ist dabei das Wichtigste?
Alain Frei: Der Angesprochene muss sich wohlfühlen. Ich will die Leute ja nicht bloßstellen. Und ein bisschen Schlagfertigkeit ist da hilfreich. Das hat mit Talent zu tun. Das ist dir gegeben oder auch nicht.
bayreuth4U: Mir fallen da immer zwei deutschsprachige Comedians ein. Chris Tall und du.
Alain Frei (schmunzelt): Nebenbei bemerkt: Ich habe eine Zeit lang mit Chris Tall zusammengewohnt. Vielleicht färbt das ja ab. Aber er ist wirklich großartig!
bayreuth4U: Was bei dir noch auffällt: Du erzählst viel Privates, deine Tochter ist aber kein Thema. Es geht meist um deine beiden Neffen. Wie kommt‘s?
Alain Frei: Ich halte das (noch) gerne raus. Aus einem einfachen Grund. Meine Tochter kann noch nicht mitbestimmen. Meine Neffen finden das cool und feiern es, bei mir im Programm aufzutauchen. Ich finde das immer etwas tricky, wenn du über Leute redest, die das nicht können. Aber das Vatersein kannst du nicht ausblenden. Das macht schon einiges mit dir und ändert auch so vieles.
bayreuth4U: Vor einigen Jahren hast du offen über deine Depressionen geredet. Auch in deinen Shows. Für viele Menschen ein sehr bemerkenswerter Fakt.
Alain Frei: Ich war überrascht von den vielen Nachrichten. Daran merkt man, dass Depression eine Volkskrankheit ist. Ich meine, ich bin jung, sportlich und witzig – alles in allem nicht gerade der Typ Mensch, den eine Depression trifft, wie viele denken. Das Feedback damals hat mir unheimlich gutgetan.
bayreuth4U: Und was dürfen die Leute heute von dir erwarten?
Alain Frei: In der heutigen wilden Zeit will ich es schaffen, dass die Leute eine gute Zeit haben. Sie sollen kommen, abschalten und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.
bayreuth4U: Jetzt bist du im Oktober als einer, der mit Schweizer Franken zahlt, gleich zweimal bei den echten Franken – in Kulmbach und in Hof. Was verbindet uns denn?
Alain Frei: Ich bin ja überall unterwegs. Je weiter südlich, desto näher ist aber meine Schweizer Heimat. Es ist einfach alles ein bisschen gemütlicher, ein bisschen dörflicher. Es fühlt sich an wie daheim. Zumal ihr das R ja auch so schön rollt wie wir in der Schweiz.
Alain Frei ist am 24. Oktober in der Stadthalle Kulmbach und am 25. Oktober in der Freiheitshalle Hof zu erleben.
Tickets gibt‘s unter www.motion.gmbh oder an der Theaterkasse.


