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Aus Hass mach Liebe: Sarah Bosetti im Interview

Seit ihrem ersten Auftritt bei der Slam Gala des Leselust-Festivals  2017 ist Sarah Bosetti ein gern gesehener Gast auf Bayreuths Bühnen.  Am 15. Januar ist die Autorin und Kabarettistin erneut im ZENTRUM zu Gast. Wir sprachen vorab mit ihr über ihr aktuelles Programm, in dem sie Hassposts in Liebeslyrik verwandelt.   

bayreuth4U: Dein neues Programm heißt „Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe!“ Haben die sozialen Medien ein neues Zeitalter des Hasses eingeleitet?

Sarah Bosetti: Der Hass ist ja nicht neu. Er hat nur eine neue, große Plattform und fleißige Marktschreier*innen gewonnen. Dadurch verstärkt er sich natürlich. Aber ich hoffe und glaube, dass die sozialen Netzwerke auch den Widerstand dagegen stärken können.

bayreuth4U: Auch du selbst bist als öffentliche Person nicht selten Hasskommentaren ausgesetzt. Wie schützt man sich am besten gegen Hass und Mobbing im Netz?

Sarah Bosetti: Indem man die Hasskommentare zwar in ihrem Wesen, aber nicht in ihrer Richtung ernst nimmt. Wenn mir jemand auf Twitter wünscht, dass ich vergewaltigt werde, weil ich mich für mehr Menschlichkeit ausspreche, dann meint dieser Jemand nicht mich persönlich, sondern alle, die nicht seiner Meinung sind. Er trifft mich also nicht.

bayreuth4U: Man hat den Eindruck, dass vor allem selbstbewusste, politisch aktive Frauen im Netz schnell zur Zielscheibe werden. Ein letztes Rückzugsgefecht des Patriarchats?

Sarah Bosetti: Vermutlich nicht das letzte, nein.

bayreuth4U: In deinem neuen Programm verwandelst du Hasskommentare in Liebeslyrik. Wie gehst du dabei vor?

Sarah Bosetti: Ich lese die Kommentare und kurz darauf steht da ein Gedicht. Keine Ahnung, wie das passiert.

bayreuth4U: Du warst selbst lange Zeit als Slam Poetin erfolgreich. Wie groß ist der Sprung vom Poetry Slam zum Kabarett?

Sarah Bosetti: Eigentlich haben sich nur die Bühnen verändert. Ich habe bei Lesebühnen angefangen, zwischendurch Poetry Slam gemacht, und jetzt lese ich meine Geschichten eben auf Kabarettbühnen vor. Gesprungen bin ich dabei eher selten.

bayreuth4U: Was war dein schlimmstes Bühnenerlebnis?

Sarah Bosetti: Mir fällt gerade keins ein, so traumatisch kann es also nicht gewesen sein.

bayreuth4U: Auf der Bühne und im Fernsehen wirkst du oft furchtlos. Was macht dir persönlich Angst?

Sarah Bosetti: Krankheit, Tod und Einsamkeit. Und Autofahrten mit Leuten, mit denen ich mir nichts zu erzählen habe.

bayreuth4U: Du wurdest vor Kurzem mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet, die Jury bescheinigte dir „innovative mediale Vielfalt“. Was würdest du gerne künstlerisch einmal machen, das du noch nie gemacht hast?

Sarah Bosetti: Hochseilakrobatik. Es gibt aber gute Gründe, aus denen ich das noch nie gemacht habe.

bayreuth4U: Wie sieht dein perfekter Tag aus?

Sarah Bosetti:  Schönes, aber nicht zu warmes T-Shirt-Wetter. Kluge, gute, lustige Menschen um mich herum, die mich mögen, obwohl sie klug, gut und lustig sind. Ein See mit Boot. Viel Zeit, mein Hund, zirpende Grillen, fliegende Fliegen, das ganze Trara. Daneben aufgereiht: eine Tischtennisplatte, ein Bällebad, eine Hüpfburg und ein Schlagzeug. Von mir aus auch eine Kiste Bier. Und niemand, der sich über den Lärm beschwert.

Am 15.1.2020 ist Sarah Bosetti mit ihrem Programm „Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe!“ ab 20 Uhr live im Bayreuther ZENTRUM zu erleben. Tickets unter www.motion-ticket.de.

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