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Bayreuth – ein Provinznest oder eine ziemliche coole Stadt?

Dass Selbstbild und Fremdbild nicht immer deckungsgleich sein müssen, wissen wir alle. Wenn es gut läuft, können wir (uns) die unterschiedlichen Wahrnehmungen erklären. Wenn es richtig läuft, hinterfragen wir die Gründe für das Auseinanderklaffen und suchen nach Gründen dafür. Und wenn es ganz schlecht läuft, gehen wir daran kaputt. Umso wichtiger ist es also, den Dingen auf den Grund zu gehen, die andere über uns denken, sagen oder schreiben. Damit wir daraus lernen oder zumindest damit umgehen können.
Keine Sorge, das hier wird kein Beitrag über die Psyche als solche und schon gar keine Selbstbespiegelung. Sondern vielmehr ein Nachdenken über Bayreuth.

Bilder im Kopf

Als Bayreuther haben wir alle ein bestimmtes Bild unserer (Heimat-)Stadt im Kopf. Und schon diese unsere Bilder werden bisweilen deutlich voneinander abweichen. Für einige mag Bayreuth ein verschlafenes Provinznest ohne prickelnde Angebote insbesondere für Jugendliche sein, für andere ist es eine Weltstadt auf Zeit. Einige werden die Stadt als spießig und wenig kreativ empfinden, andere dagegen werden sie als nahezu ideale Stadt bezeichnen, weil die Lebenshaltungskosten hier noch vergleichsweise günstig, die Wege kurz und die Angebotsvielfalt groß ist.

Was sagen die anderen?

Viel spannender als unser (fast notwendigerweise stark divergierendes) Selbstbild aber ist doch das Bild, das sich andere von unserem Bayreuth machen. Welches das ist, erfahren wir in vielfältiger Weise. Wenn Freunde das erste Mal die Stadt erleben. Aus Gesprächen mit Festspielgästen oder Freunden, die uns besuchen. Durch Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern, die in Bayreuth arbeiten oder studieren. Durch Filme, Zeitungsberichte oder Bücher.

Bayreuth auf dem Präsentierteller

Ein solches Buch, das Bayreuth sehr präzise unter die Lupe nimmt, um anderen Menschen die Stadt vorzustellen, ist der neue Marco Polo Reiseführer Bayreuth, der obendrein noch die Besonder- und Schönheiten der Fränkischen Schweiz und des Fichtelgebirges beleuchtet. Er ist 120 Seiten dick, kostet 14 Euro und zaubert, wenig erstaunlich, den Bayreuther Touristikern ein Lächeln auf die Lippen. Denn so ein Büchlein ist ein wunderbarer Transmissionsriemen, um eingefahrene (Selbst-)Bilder zu korrigieren und den Menschen in aller Welt (und auch den Einheimischen!) dieses Bayreuth schmackhaft zu machen. Und also spricht der Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH, Manuel Becher, von einem „großen Projekt“, bei dem die regionalen Touristiker natürlich der Autorin Marlen Schneider tatkräftig zugearbeitet haben. Schließlich gelten die Marco Polo Reiseführer aus dem Hause Mairdumont mit rund  260 Titeln die meistverkauften Reiseführer in Deutschland und Europa. Insofern ist es schon ein kleines Hochamt für die Vermarkter, dass Bayreuth gemeinsam mit dem Fichtelgebirge und der Fränkischen Schweiz nun erstmals auf den Präsentierteller der Urlauber aus aller Welt gehoben wird. Besser geht nicht… Freilich gilt das nur für den Fall, dass Bayreuth und die herrliche Umgebung drumrum bei der Autorin auch Eindruck gemacht haben.  Um es vorweg zu nehmen: Das haben sie!

Lockere Sprache, gute Recherche

Die Reiseführer von Marco Polo zeichnen sich vor allem durch zwei Dinge aus: Eine lockere, gut lesbare Sprache, die das Büchlein auch für Bürgerinnen und Bürger der Stadt lesenswert machen; und durch gut recherchierte Inhalte. Für diese Recherche nehmen sich die Autoren viel Zeit, führen jede Menge Gespräche und verschaffen sich Einblicke vor Ort (denn erzählen kann man einem ja viel). Aufsetzend auf dieser Recherche werden die Top-Highlights beschrieben, Insidertipps verraten und auch solche Ziele, Punkte und Ereignisse vorgestellt, die andernorts eben weggelassen oder übersehen werden.

Highlights und mehr

Klar, an den objektiven „Highlights“ kommt auch der Marco Polo nicht vorbei: Markgräfliches Opernhaus, Festspielhaus, Haus Wahnfried. Die Schlösser, die Parks und in der Umgebung etwa Ochsenkopf, die Burg Rabenstein oder Gößweinstein. Es gibt Tipps für den Fall, dass es in BT mal regnen sollte, Empfehlungen für Familien mit Kindern, Hinweise darauf, was typisch sein könnte für Bayreuth. Die Autorin geht auf den ersten Escape-Raum vor, stellt zahlreiche Kneipen, Cafés, Restaurants, Clubs und Hotels vor und gibt Shoppingtipps.

Mein Fazit: Mit dem Fremdbild, das der neue Marco Polo-Reiseführer dieser Stadt zeichnet, können wir sehr gut leben. Aber damit sollten wir uns nicht zufriedengeben. Vielmehr sollten wir alle uns bemühen, das Bild einer lebendigen, besonderen, besonders kultur- und sportaffinen, kurzum: einer ziemlich coolen Stadt hinauszutragen in die Welt. Dieses Bayreuth braucht sich nämlich wirklich nicht zu verstecken. Wir sollten das nur all denen immer wieder sagen, die das noch nicht wissen. Der neue Reiseführer ist dafür eine wunderbare Argumentationshilfe.

Ach ja: In der gedruckten Ausgabe gibt’s auch einen Link zum Download des Reiseführers aufs Handy. Der Reiseführer enthält zudem einen Stadtplan (mit Busfahrplan)

 

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Wenn Ihr Anmerkungen oder Fragen habt, schreibt mit gerne eine E-Mail an gdmeier@web.de 

 

Zur Person
Gert-Dieter Meier (64) ist seit mehr als 35 Jahren Journalist ­– vor allem im Bereich Kommunalpolitik und Kultur – unterwegs. Seit 1. Mai gehört er als Unabhängiger dem Bayreuther Stadtrat an. Für Bayreuth 4U beleuchtet Meier in seiner monatlichen Kolumne das Geschehen in Bayreuth.

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