Hoch motiviert: Abdelkarim im Interview

Abdelkarim: Servus!

bayreuth4U: Ein Preuße, der „Servus“ sagt. Herrlich! Marokkanische Vorfahren, in Bielefeld – einer Stadt, die bekanntlich nicht existiert – geboren, im Ruhrpott in Bochum aufgewachsen und gestrandet in Duisburg. Hand aufs Herz: Wie oft hast du dein Leben schon verdammt?

Abdelkarim: Verdammt eigentlich noch nie. Ich habe mich daran gewöhnt (lacht). Ich könnte auch in Marokko am Strand sein. Oder in Australien. Das Schöne, wenn man in Bielefeld geboren ist: dass man sich überall wohlfühlt, mit wenig zurechtkommt und diese typische ostwestfälische Teilnahmslosigkeit hat. Sich mit allem abfinden zu können und schön trocken auf Sachen zu reagieren und nicht zu viel zu hinterfragen. Und Duisburg ist auch cool. Oft fragen mich Duisburger: Warum ausgerechnet Duisburg? Die Duisburger haben einen schönen Leitspruch: Paris kann jeder, Duisburg muss man wollen – sagen sie. 

bayreuth4U:  Jetzt kommst du mit deinem Programm „Plan Z“ auf Tour. Wie wäre denn dein Plan B gewesen, hätte es mit der Bühne nicht geklappt?

Abdelkarim: Dann hätte ich neue Buchstaben einführen müssen.  Und jetzt aufgepasst. Es heißt ja „Plan Z – Jetzt will er‘s wissen.“ Ich bin jetzt komplett übermotiviert und möchte angreifen. Plan B wäre Fußballprofi gewesen. Also sogar Plan A und B. Ich habe aber schon in der Schulzeit gemerkt, dass das wohl nichts wird. Da gingen viele andere Buchstaben auch flöten. Dann musste ich gucken, ob Comedy irgendwas hergibt.

bayreuth4U: Jetzt hast du ja keine schlechte Basis, warst einer der ersten Comedians mit nichtdeutschen Wurzeln. Ist so etwas von Vorteil, wenn man nicht nur urdeutsche Dinge aufs Korn nehmen kann, sondern eben auch sich und seine Geschichte?

Abdelkarim: Da habe ich mir nie so Gedanken gemacht. Als Comedian beobachtest du einfach gerne und viele Sachen in deinem Umfeld. Bei mir ist es eine Facette, die ein Urdeutscher halt nicht hat. Zumindest nicht direkt. Der erlebt auch migrantische Themen.Ich als Deutscher mit Abschiebeoptik erlebe diese Welt aus erster Hand. Als Comedian sprichst du über Momente, die du erlebst.

bayreuth4U: Siehst du dich eigentlich als Comedian oder als Kabarettist? Du packst ja viele politische Themen an.

Abdelkarim: Als Comedian. Ich finde das Wort auch schöner. In vielen Bundesländern haben mir Kollegen gesagt, dass es Kabarettist heißt, wenn Politisches vorkommt. Aus meinem Freundes- und Comediankreis wird gesagt, dass als Comedian selbstverständlich auch über Politik und Gesellschaftspolitik geredet wird. Also ich sehe mich als Comedian.

bayreuth4U: Was ist dir da eigentlich lieber? Die Bühne mit all der Publikumsinteraktion oder TV-Produktionen ohne Publikum?

Abdelkarim: Absolut die Bühne! Beides macht Spaß, aber Livetheater ist schöner und entspannter. Das direkte Feedback der Zuschauer. Bei einer Fernsehaufzeichnung hast du trotz der Zuschauer nicht so ein Feedback. Warum? Darüber könnte man eine Doktorarbeit schreiben. Wahrscheinlich liegt es daran, dass live viel mehr Leute da sind. Und du hast nicht den Zeitdruck. Du hast sechs Minuten im TV. Auf der Bühne 20. Oder solo 90. Da entsteht viel mehr Feedback. Danach quatschst du noch ein bisschen mit den Zuschauern. Das ist einfach eine andere Nummer.

bayreuth4U: Trotz dessen, dass du ja nicht so der Interaktionator – gibt es das Wort überhaupt? – bist wie ein Chris Tall, der das absolut perfektioniert?

Abdelkarim: Ach komm, dann haben wir das Wort jetzt kreiert. Ich quatsche ja auch mit den Leuten. Nicht wie Chris, der das echt perfektioniert hat. Diese Gespräche, der Smalltalk, wenn jemand etwas reinruft oder wenn mir was auffällt. Das sind oftmals die schönsten Momente des Abends.

bayreuth4U: Was haben die Bayreuther denn von dir zu erwarten?

Abdelkarim: Seid ihr jetzt eigentlich die größte Stadt in Oberfranken? Ihr wolltet Bamberg doch packen. Die Bayreuther dürfen sich auf einen übermotivierten Deutsch-Marokkaner aus Bielefeld freuen. Mein Lebensmotto steht mittlerweile fest: warum kleine Pläne machen,  wenn man auch mit  großen scheitern kann? Darum wird es gehen. 

bayreuth4U: Und was verbindest du selber mit Bayreuth oder dem Frankenland?

Abdelkarim: Ich finde den Slang erst mal super. Ich war mir lange unsicher, ob er aggressiv oder süß klingt. Die Leute da sind sehr aufgeschlossen, machen mit und sind sehr direkt. Das hat was vom Ruhrgebiet! Ich freue mich, wenn die Leute gut gelaunt kommen. Von mir aus auch schlecht gelaunt. Dann sind sie spätestens nach der Show wieder gut gelaunt. 

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