Ferdinand ist ein kleiner, weißer Stier der Rasse Charolais, welcher sein Schicksal selbst in die Hufe genommen hat und dem Tod entronnen ist.
Ende März hätte sein noch so junges Leben in einem Schlachthof beendet werden sollen. Hierfür war er bereits in der Tötungsbox, in welcher der Metzger den Bolzenschuss setzt. Normalerweise schafft es kein Tier aus der Tötungsbox lebend heraus, doch Ferdinands Lebenswille und seine Todesangst haben ihm scheinbar überirdische kuhle Kräfte verliehen und er konnte sich aus diesem tödlichen Griff befreien. So rannte er dem verdutzten Metzger weg, rannte um sein Leben und hängte seine Verfolger letztendlich im nächsten Wald ab. Die Tageszeit war ihm zusätzlich behilflich, denn er entfloh Abends gegen 17.30 Uhr so konnte er sich in der Dämmerung weiter im Wald im Landkreis Passau verstecken.
Die Polizei schrieb „Dieser Stier ist vermutlich panisch und sehr gefährlich. Bitte versuchen Sie nicht das Tier zu fangen.“ Natürlich war Ferdinand panisch beim Metzger als er merkte, dass er sterben sollte. Doch Rinder sind sehr schnell anpassungsfähig und fühlen sich in einem Wald gerade zu wohl. Lebte zum Beispiel die entflohene Kuh Büchsi Monate lang im Wald. Abgesehen davon, hatte er natürlich Scheu vor Menschen, solange ihn also niemand in die Ecke drängt ist er keine Gefahr. Die einzige Gefahr die von Ferdinand ausging war die Gefahr einer Kollision mit einem PKW. Denn hier ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies tödlich für beide Beteiligten enden kann. Die ist außerdem meist die einzige Gefahr, welche von einem entlaufenen Rind, welches sich in den Wäldern aufhält, für den Menschen ausgeht.
Die Meldungen in der Tageszeitung erreichten am Ende auch Birgit Schulze und Johannes Jung vom Erdlingshof. Viele Menschen setzten sich dafür ein, dass dieser kleine Stier nicht erschossen werden sollte, sondern gerettet werden sollte. Johannes fuhr also los um herauszufinden wo genau Ferdinand entflohen war und wo er zuletzt gesichtet wurde. Ebenso nahm er Kontakt mit dem Landwirt auf, dem Ferdinand ja noch gehörte, und zum Glück erklärte sich dieser bereit Ferdinand an den Erdlingshof zu übergeben. Doch gerade wusste leider niemand so genau, wo Ferdinand sich aufhielt. Der erlösende Anruf kam zwei Tage später. Ferdinand wurde gesehen, doch tauchte direkt wieder unter bevor Johannes an dem Platz ankommen konnte. So beschloss Johannes mit ihrem Lockrind Michel vor Ort zu bleiben, der Wettlauf mit der Zeit begann, denn Johannes musste schneller sein, als die Jäger oder die Polizei.
Sie begaben sich auf Spurensuche, wo könnte Ferdinand saufen, fressen und schlafen? Nachts schlief Johannes mit Michel zusammen im Anhänger und tagsüber suchten sie gemeinsam im Wald nach Ferdinand. Sie fanden heraus, in welchem Radius Ferdinand sich aufhielt, hatten aber kein Glück mit einer Sichtung. Eine Woche lang ging das so, bis der nächste Anruf mit einer Sichtung von Ferdinand kam. Wieder war Ferdinand weg, bevor Johannes mit Michel dort war. Doch dieses mal fanden sie ihn wieder und es gelang Michl, sich anzunähern. Die Menschen hielten sich natürlich weit entfernt, damit Ferdinand nicht verunsichert werden würde. Michel selbst war mit einem GPS -Sender ausgestattet, sodass er nicht verloren gehen konnte. Am Ende dieses ersten Treffens, kam Michel zu Johannes zurück und Ferdinand verschwand zurück in den Wald.
Die Tage darauf sahen sie Ferdinand immer wieder. Begleitet wurden sie nun auch immer von ihrer Tierärztin Birigt Becker, welche mit einem Narkosegewehr ausgestattet war, sollte sich eine Möglichkeit zum Betäuben ergeben. Am Samstag vor Ostern wurde das Rettungsteam von einem Brief des Bürgermeisters, der Gemeinde wo Ferdinand unterwegs war, unter großen Druck gesetzt. Denn er stellte ihnen ein Ultimatum: Entweder würden sie es schaffen, Ferdinand bis zum 16.04 einzufangen oder es würde jemand beauftragt, der im schlimmsten Fall mit scharfer Munition auf Ferdinand schießen würde. Auch Verhandlungsversuche, diese Frist zu entschärfen, scheiterten leider.
Aufgrund dieses enormen Zeitdrucks erweiterten sie das Rettungsteam um Klaus Steindl. Er brachte ein Narkosegewehr mit, mit welchem auf noch größere Distanz geschossen werden konnte. Der Ferdinand-Rettungstrupp bestand nun aus drei Menschen, zwei Narkosegewehren und Michel als Lockrind. Immer wieder fanden sie Ferdinand und konnten ein paar Momente mit ihm verbringen, bevor er wieder im Wald verschwand. Leider gab es auch an diesem Tag durch die vielen Äste und Bäume nie eine Möglichkeit für einen Betäubungsschuss, denn ein sicheres Treffen war unmöglich. Verzweifelt und erschöpft wollten sie die Suche aufgeben, da es auch zu Dämmern begann. Jedoch saß das Ultimatum allen im Nacken und keiner wollte Ferdinand aufgeben, so setzten sie die Suche fort. Sie hatten Glück, denn sie fanden Ferdinand erneut, diesmal in einem lichteren Waldstück – Klaus konnte endlich einen Schuss absetzen und ZACK der saß! Ferdinand lief vom Betäubungspfeil getroffen und verschreckt fort und das Team musste sich beeilen ihn nicht zu verlieren. Die Betäubung braucht viele Minuten und in dieser Zeit konnte Ferdinand noch weit laufen. Dies tat er auch, bergauf, bergab, über Bäche und Äste, doch sie schafften es, ihn nicht erneut zu verlieren und konnten ihn endlich sichern.
Allerdings standen sie nun vor dem nächsten Problem, denn an dem Ort hätten sie Ferdinand niemals in den Hänger verladen können. Der kleine weiße Stier war außerdem auch schon wieder dabei ziemlich schnell, ziemlich munter zu werden. Bevor sie ihn am Ende doch wieder verlieren würden, entschloss sich Johannes dazu Ferdinand schnell ein Halfter anzulegen und ihn zum Anhänger zu führen. Zum Glück schafften sie es mit vereinten Kräften Ferdinand zum und in den Anhänger zu geleiten. So konnte endlich die Reise in ein sicheres Leben beginnen. Gegen drei Uhr früh war die zwei wöchige, kräftezehrende, psychisch strapazierende Rettungsmission endlich geglückt. Doch der Anblick des kleinen freundlichen Stiers ließ alle Strapazen vergessen.
Ferdinand überraschte mit seiner Zutraulichkeit und seinem Sanftmut. Hatten sie sich doch alle darauf eingestellt, dass es Wochen oder gar Monate dauern würde, bis er wieder Vertrauen zu Menschen fassen würde. Ließ er sich schon am nächsten Tag vorsichtig streicheln, am übernächsten kam er schon von selbst zum Gatter und am dritten Tag durfte Johannes schon mit in die Box, ohne dass es ihn störte. Ben, ein weiterer Erdlingshof-Bewohner und großer Ochse, ist sein Beschützter geworden und lässt den kleinen süßen Rinderjungen nicht mehr aus den Augen. Ferdinand ist angekommen auf einem Hof auf dem er frei, behütet und glücklich leben darf.
Ferdinand freut sich natürlich über Patenschaften, denn diese sichern sein zukünftiges Leben. Sie helfen die monatlichen anfallenden Kosten für einen Hofbewohner zu sichern.
Gerade auch in den aktuellen Corona Zeiten ist es für Lebenshöfe wichtig, Patenschaften für die Tiere zu erhalten und dadurch unterstützt zu werden. Leider sind auch viele Patenschaften auf Grund von Corona storniert wurden, da es leider auch für viele Menschen schwer geworden ist über die Runden zu kommen. Patenschaften gibt es oft schon ab 5 Euro im Monat. Am besten ist es, hier einen Betrag zu wählen, den man auch zu Krisenzeiten bewältigen kann – jeder Euro hilft.
Für Ferdinand könnt ihr hier eine abschließen