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Let’s celebrate: Culcha Candela im Interview

Nicht erst seit ihrem Monsterhit „Hamma“ stehen Culcha Candela an der Spitze der deutschen Spaßfront-Musiker. Doch für die Berliner Kombo geht es nicht nur um Unterhaltung – sie haben auch einen Blick für ernste Themen. Am 9. August kommt das rappende Dancehall-Reggae-ton-Quartett endlich nach Bayreuth. Andi Bär sprach für bayreuth4U vorab mit DJ Chino.

bayreuth4U: Chino, nett, dich am Apparat zu haben. Wie geht’s dir? Deine Skisaison war ja nicht ganz so erfolgreich …
Chino: Tatsächlich bin ich am regenerieren. Ich hatte einen blöden Unfall, es ist soweit aber ganz gut. Ich mache Fortschritte und kann demnächst hoffentlich wieder normal laufen. Spätestens am 9. August in Bayreuth kann ich auf der Bühne auch wieder hüpfen, da bin ich ganz sicher.

bayreuth4U: Und was treibt ihr denn gerade im Vorfeld der Sommer-Tour? Verbringt ihr viel Zeit im Studio?
Chino: Das Gute für uns ist der kurze Weg ins Studio. Wir sind da relativ häufig. Wir arbeiten eigentlich immer an etwas Neuem. Wir haben so einen internen Rhythmus, alle drei Monate etwas rauszubringen. Wir machen da munter weiter und sind immer fleißig dabei, den nächsten Song zu produzieren. 

bayreuth4U: Letztes Jahr habt ihr euer Jubiläumsalbum „Zu wahr um schön zu sein“ auf den Markt gebracht. Jetzt ist es ja nicht das größte Geheimnis, dass Bands heutzutage mit Alben nicht mehr den großen Reibach machen. Wie kommt’s, dass ihr da trotzdem noch Bock drauf habt?
Chino: Wir haben natürlich ein gewisses künstlerisches Bedürfnis, uns auszudrücken. Auf der anderen Seite ist auch klar, dass wir dadurch auch für unsere Live-Gigs im Gespräch bleiben. Das Livegeschäft ist ja unser Kern. Unsere Band ist eine Live-Band. Wir haben immer Bock, auf die Bühne zu kommen! Das machst du natürlich am besten, wenn du auch einen aktuellen Aufhänger hast. Auch unser gesamtes musikalisches Ding will ja weitergespielt werden. Wir haben das Glück, dass wir bei Spotify ganz gut laufen. Die Fans wollen ja aber trotzdem neue Sachen. Und wir haben immer Bock, neue Sachen zu machen.

bayreuth4U:  Studioalbum hin oder her. Culcha sind eine der aktivsten Livebands der Republik. Hand aufs Herz: Mögt ihr vier euch echt so gern oder gibt es da Momente, in denen man den ein oder anderen nicht mehr sehen kann?
Chino: Ich sehe das ganz entspannt. Wir sind eigentlich wie Brüder. Natürlich gibt es nicht immer Deckungsgleichheit mit den Meinungen, aber davon lebt es ja auch. Und nach 22 Jahren kennen wir uns sehr gut und wissen, wie wir miteinander umzugehen haben. Am Ende können wir uns immer darauf verständigen, dass die Musik den letzten Ausschlag gibt. Das ist das Gute. Spätestens auf der Bühne haben wir uns sowieso lieb.

bayreuth4U: Apropos Multikulti. Viel mehr als bei Culcha Candela geht das ja fast kaum. Ihr singt, rappt und philosophiert in Deutsch, Spanisch, Englisch und unzähligen Dialekten, die niemand kennt (lacht). 

Chino: Das ist ja das Lustige. Damals der jamaikanische Dialekt, den haben wir früher viel öfter gemacht. Der ist der Liebe zum Reggae und Dancehall geschuldet. Das ist ja eigentlich das witzigste und coolste Englisch, das es gibt. Es flowt sich halt einfach richtig gut in der Sprache. Nicht, dass wir die ernsthaft gelernt hätten. In der Musik hast du einfach so ein Ohr dafür. Das ist wirklich weniger geworden. Hauptsächlich sind es deutsch, englisch und spanisch.
bayreuth4U: Jetzt ist es ja – Vorsicht, Wortspiel – echt Hamma, dass ihr endlich auch einmal nach Bayreuth kommt. Ich glaube, dass es euer erster Auftritt hier ist.

Chino: Da würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen. Ich bin eigentlich sicher, dass wir schon einmal in Bayreuth waren. Aber ich kann nicht mehr genau sagen, wann und wo. Gefühlt würde ich sagen, wir waren schon mal da! Wenn wir schon einmal da waren, dann ist es viiiiiiiel zu lang her und es wird Zeit, dass wir am 9. August wieder einmal nach Bayreuth kommen!

bayreuth4U: Was verbindet dich als Berliner Kulturschaffenden mit dem Begriff Bayreuth? Kommen da kulturelle Assoziationen auch hoch oder eher die Freude auf ein gutes Bayreuther Hell?
Chino: Na ja. Bei Bayreuth denkt man ja erst einmal an Richard Wagner und die Festspiele. Das ist auf jeden Fall das Große, was auf Ewigkeiten mit Bayreuth verbunden ist. Auf das Bayreuther Hell können wir uns auch verständigen, das trinken wir auch ganz gerne!

bayreuth4U: Dann lass uns zur Musik kommen. Culcha Candela stehen ja irgendwo seit jeher für Spaß und Crossover. Dabei wird euch das eigentlich so gar nicht gerecht.
Chino: Wir haben schon relativ früh beschlossen, dass wir den größtmöglichen Output wollen, die größte Zuhörerschaft ansprechen und mit den Themen in die Breite gehen. Sozialkritische Themen und soziales Engagement kannst du viel besser nutzen, wenn dich die Leute schon einmal kennengelernt haben. Den plakativ erhobenen Zeigefinger in der Musik haben wir nie als besonders elegant empfunden. Eigentlich ist unser Ziel, erst einmal gemeinsam zu tanzen und gute Laune zu haben. Dann ist der Weg in die Herzen der Menschen auf jeden Fall auch kürzer, um mit ihnen auch über die wichtigen Dinge zu sprechen. Wir sind ja abseits der Musik in vielen sozialen Projekten engagiert.

bayreuth4U: Und dann bleibt noch die Frage nach dem, was kommt. In Hallen feiert man mit euch gepflegte Abriss-Partys. Jetzt kommt ihr zu einer wundervollen Location. 2000 Leute an einem kleinen See auf einer kleinen Bühne. Was dürfen die Fans – und die, die es werden wollen – denn erwarten?
Chino: Je kleiner der Abstand zu den Leuten, desto besser. Wir freuen uns definitiv drauf. Die Leute dürfen einen absoluten Abriss erwarten. Wir wollen mit den Leuten feiern! All unsere Hits haben wir im Gepäck, es gibt neue Sachen, da ist für jeden etwas dabei. Das ist Unterhaltung für die ganze Familie. Ich würde sagen, dass jeder noch jemandem Bescheid sagt und mitbringt. Es lohnt sich. Ich glaube, dass das auf jeden Fall nicht so schnell vergessen wird.

bayreuth4U: Und lass mich raten? 2000 Candelas vor der Bühne und 10000 Candela pro Quadratmeter vom Himmel – und einer Party steht nichts im Wege.
Chino: Das definitiv. Aber eines muss ich da dann noch aufklären: Unser Bandname ist tatsächlich eine Wortspielerei. „Candela“ heißt in der spanischen Sprache so etwas wie Feuer oder Hitze. Culcha heißt ja Kultur. Also „Heiße Kultur“. Mit der physikalischen Einheit hat er eigentlich gar nichts zu tun. Cool wäre es trotzdem!

bayreuth4U: Wir freuen uns!
Chino: Wir uns erst! 

Am 9. August eröffnen Culcha Candela das Bayreuther Seebühnenfestival in der Wilhelminenaue. Tickets gibt‘s unter www.seebuehne-bayreuth.de.

Interview: Andi Bär / Foto: Leon Hahn

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