Suche
Close this search box.

Heimspiel: Beyond the Black im Interview

Seit ihrer Gründung 2014 ging es für die Symphonic-Metal-Band Beyond the Black steil bergauf. Auftritte bei Wacken und Festivals weltweit standen ebenso auf der Tagesordnung wie Touren mit den Scorpions oder Within Temptation. Im Sommer sind sie live beim Seebühnenfestival zu Gast. Wir sprachen vorab mit Frontfrau Jennifer Haben über das neue Album, die Zeit bei „Sing meinen Song“, Herausforderungen in der Pandemie und ihr Heimspiel in Franken.  

bayreuth4U: Dein Werdegang als Sängerin war durchaus abwechslungsreich. Wie kommt man vom KIKA an die Front einer Metalband?

Jennifer Haben: Ich bin grundsätzlich jemand, der viel ausprobiert. Schon in der ersten Band, die ich mit neun mit meinem Bruder gegründet habe, haben wir Songs von Whitney Houston bis AC/DC gespielt. Ich wusste, ich wollte immer Englisch singen, da ich das immer als am schönsten empfand. In meiner Deutschpop-Band Saphir war ich schon eher immer die Rock-Stimme von uns Vieren. Zwischen Saphir und Beyond the Black habe ich alles Mögliche ausprobiert, angefangen von Rock bis Singer-Songwriter, um dann wieder zum Rockbereich zurückzukehren. Hier konnte ich jede Facette von mir zeigen, von Balladen bis richtig Power. Damit habe ich mich am wohlsten gefühlt.

bayreuth4U: Du hast 2019 an der TV-Show „Sing meinen Song“ teilgenommen – wie waren deine Erfahrungen?

Jenny: Ich konnte ganz viel mitnehmen! Ich hätte nicht gedacht, dass bei so einer Sendung wirklich so viel Vertrauen drinsteckt. Die ganze Crew und die Gemeinschaft waren so harmonisch und herzlich – ich hätte gedacht, dass es bei solchen Shows um einiges cleaner und abgeklärter zugeht. Bei „Sing meinen Song“ wusste ich, das muss ich unbedingt machen! Ich habe die erste Staffel gesehen und war begeistert, dass es bei dem Format wirklich um die Musik geht und nicht um trashigen Promi-Gossip – da steh ich nicht so drauf.

bayreuth4U: Im Herbst wart ihr nach drei Verlegungen endlich gemeinsam mit Amaranthe, Butcher Babies und Ad Infinitum auf Europa-Tour. Wie hat es sich angefühlt, wieder auf der Bühne stehen zu dürfen?

Jenny: Die Verlegungen waren natürlich scheiße, da wir zuletzt gar nicht mehr wussten, ob wir die Tour überhaupt spielen können. Die finanzielle Situation der Konzertbranche hat sich verändert, man hat plötzlich 30 Prozent mehr Kosten und wenn man Glück hat, kommt man gerade noch auf Null raus. Trotzdem war es uns unfassbar wichtig, wieder live zu spielen, wieder rauszugehen und mit den Fans in Kontakt zu kommen. Es war so eine besondere Stimmung. Zudem war es die erste Tour, auf der ich mal komplett gesund geblieben bin, vielleicht ist sie deswegen noch so positiv in meinem Kopf (lacht).

bayreuth4U: Obwohl ihr ja mit einer sehr großen Reisegruppe unterwegs wart…

Jenny: Ich habe viel gelernt über die letzten Tourneen, auf was man alles achten sollte. Zum Beispiel weniger saufen (lacht). Grundsätzlich war uns einfach allen klar, wie wichtig die Shows sind und dass wir keine davon canceln dürfen. Es war ein gewisser Druck, aber wir haben es geschafft, ein positives Mindset zu bewahren. Es war am Ende vielleicht die beste Tour, die ich jemals gespielt habe.

bayreuth4U: 2016 wurde Beyond the Black komplett neu besetzt. Wie groß war die Herausforderung beim Neustart?

Jenny: Das war eine der schwierigsten Zeiten überhaupt für mich und ein riesiger Bruch. Ich war die Einzige, die noch an das Projekt geglaubt hat. Auch bei Bands wie Evanescence und anderen ist nur noch ein Bandmitglied übrig, aber alle  auf einmal? Da kann ich schon verstehen, dass mancher Fan am Anfang skeptisch ist, das wäre ich wahrscheinlich auch. Für mich war es hart, aber am Ende hat es sich gelohnt, weil wir zusammengewachsen sind und viel gelernt haben. Musikalisch war es von Anfang an mein Baby, aber ich wollte immer eine Band, mit der ich das teilen kann. Es hat, was die Ausrichtung angeht, nicht gepasst. Jetzt ist das definitiv anders. Wir sind dabei, mit jedem Album dazuzulernen. Unser neues Album ist auch unser selbstbewusstestes. Es ist zu 100% Beyond the Black!

bayreuth4U: Auf dem Album finden sich viele Songs über Vergänglichkeit. Woher kam die Inspiration?

Jenny: Da ist tatsächlich viel aus der Pandemie und den Emotionen aus dieser Zeit entstanden. Natürlich hat man auch vor der Pandemie schon über solche Themen gesprochen. Nur auf einmal saß man mit allen im selben Boot. Dieses Gemeinschaftsgefühl hat für mich bezüglich der Texte nochmal viel verändert. Und natürlich sind diese auch auf viele andere Situationen im Leben übertragbar. 

bayreuth4U: Auf eurer letzten Tour habt ihr bereits neue Songs live vorgestellt. Welchen der neuen Songs spielst du am liebsten live?

Jenny: „Reincarnation“ knallt! Aber ich muss sagen, dass „Is there anybody out there”, gerade mit diesem weirden Anfang, so speziell und so perfekt für die Bühne ist, dass der bei mir noch ein Stück weiter vorne ist!

bayreuth4U: Auf deinem Instagram-Account bezeichnest du dich selbst als „nerdy“. Hat das Einfluss auf euer Schaffen?

Jenny: Ich bin Riesenfan von unseren neuen Videos – darf man das sagen? (lacht) Wir arbeiten dabei mit Mirko Witzki und seinem Kumpel Kami Zero, der Kostüme und Make-up macht. Es ist geil, dass wir es hinbekommen, ein bisschen mehr in die Cosplay-Richtung zu gehen, aber trotzdem stilvoll und modern zu bleiben. Ich freue mich, dass wir meine Leidenschaft – die ich ja mit der ganzen Band teile – mit einbauen können. Aktuell haben wir ein Anime-Cover des Titelsongs von „Demon Slayer“ gedreht. Ich habe das Outfit geschneidert, Make-up und Haare gemacht, Tobi hat gefilmt, meine Eltern haben Fotos gemacht und Chris hat mit mir die Musik aufgenommen. Also alles komplett selfmade.

bayreuth4U: Drei Mitglieder von Beyond the Black kommen aus Franken, der Auftritt in Bayreuth lässt sich somit gut als Heimspiel bezeichnen. Ist man aufgeregter, wenn Freunde und Verwandte im Publikum sind? 

Jenny: Das ist schon speziell, weil man dem einen oder anderen mal zeigen will: „Schau, das ist das, was ich mache!“. Ich kenne das von Shows im Saarland, wenn meine ganze Verwandtschaft da ist. Es sind ja wirklich ganz, ganz viele Freunde und Verwandte angekündigt, ich glaube schon, dass die Jungs da aufgeregter sind als sonst!

Beyond the Black sind am 6.8. live auf der Seebühne zu Gast. Infos und Tickets gibt es unter www.seebuehne-bayreuth.de

Das Interview führte Mareike Zeis.
Foto: Kathi Sterl.

Ähnliche Beiträge

Die Überflieger von nebenan

KAFFKIEZ aus Rosenheim zählen derzeit zu den erfolgreichsten Vertretern des deutschsprachigen Indiepop. Ihr zweites Album „EKSTASE“ stieg auf Platz 3 der Charts ein, ihre aktuelle Tour ist komplett ausverkauft. Im

» weiterlesen

Musik für Misfits

Sie zählt laut The Gap und Der Tagesspiegel zu den spannendsten Newcomer:innen Österreichs. Mit verspieltem Ernst und einer Stimme, die süchtig macht, ist Rahel gekommen, um zu bleiben. In ihrem

» weiterlesen